Signet mit Nummerierung auf der Grafik Chat Sanssouci von Wolf-Dieter Pfennig
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Original, Grafik, Druck, Reproduktion ...
Seit der Entstehung des Bilderdruckes Ende des 14. Jahrhunderts und verstärkt mit dessen zunehmender Nutzung als künstlerisches Ausdrucksmittel in den folgenden Jahrhunderten, von Dürer über Rembrandt, den Vertretern der Klassischen Moderne bis zur Anwendung der Druckgrafik durch zeitgenössische Künstler, gibt es eine fortwährende Verwirrung um die Begriffe Original, Druck, Reproduktion sowie deren Verständnis.

 

Für die Siebdruck-Originalgrafiken wird jede sichtbare Farbe von einer handgefertigten Druckform vollflächig gedruckt. Damit erscheinen die zeichnenden Flächen nicht als aufgerasterte Mischung der drei Grundfarben + schwarz (cmyk), wie es bei jeglichen drucktechnischen Reproduktionen zur Anwendung kommt und so z.B auch vom heimischen Computerdrucker bekannt ist. Vielmehr werden alle Farben als handgemischte, echte Farbtöne einzeln gedruckt. Mit der dadurch entstehenden Brillanz und Tiefe der Farben, unterscheiden sich alle Originalgrafiken allein optisch von Reproduktionen. Der sukzessive, vollflächige Farbauftrag jedes Druckganges läßt die Farben eine Beziehung untereinander aber auch zur Oberfläche des Druckpapiers eingehen, die für den Betrachter sichtbar bleibt.

Während bei einer Reproduktion ein bereits fertiges Kunstwerk mit Hilfe der Rasterdrucktechnik lediglich abgebildet und vervielfältigt wird, ist der Druckprozeß der Originalgrafik wesentlicher, schöpferischer Teil der Entstehung des Originals. Die Grafik entsteht erst während des Druckes - es gibt kein Original vor der Druckgrafik. Die vermeintliche Einschränkung auf eine oder wenige Farben (Druckgänge) steht für die Herausforderung der sich jeder Künstler bei der Wahl seiner Ausdrucksmittel, ganz gleich welcher Art, stellen will und muß - mithin also für das ureigenste Spannungsfeld zwischen Inhalt und Form in der Kunst. Die Reduktion auf eine oder wenige Farben bietet den Raum für die spezifisch nutzbare Aussage der Druckgrafik.

 

Original bezeichnet Erstmaligkeit, nicht im zeitlichen sondern im schöpferischen, inhaltlichen Sinne, somit ist auch die Interpretation, ganz gleich mit welcher Technik, eines bereits bestehenden Werkes, mit neuem oder erweitertem Inhalt, für sich ein Original.

 

Grafik im Sinne der Betitelung eines Bereiches künstlerischer Techniken zu Bildgestaltung, schließt sämtliche zeichnerische Techniken zur Gestaltung eines Bildes ein. Dazu gehören demnach Handzeichnungen mit Blei, Kreide, Feder, Pinsel in schwarz oder auch in Farbe. Ebenso Abreibungen sowie die verschiedenen Kunstdrucktechniken. Letztere werden unbestritten unter dem Begriff Druckgrafik gestellt. Charakteristisch und somit auch gegensätzlich zu allen Techniken der Malerei, ist die Unumkehrbarkeit einer zeichnerisch getroffenen Entscheidung, deren Reduktion auf die spezifischen Möglichkeiten der jeweiligen Drucktechnik einhergehend mit der Festlegung einer Druckfarbe (Farbton) je Druckform.

 

Druckals Beschreibung der Art eines Kunstwerkes, bezeichnet den übergeordneten Begriff für eine künstlerische Technik.

 

Originalgrafik hat sich als Begriff zur eindeutigen Beschreibung bzw. Benennung eines druckgrafischen Originals bewährt. Obwohl die Originalgrafik bildlich und oder zeitlich nach einem Kunstwerk einer anderen künstlerischen Technik, wie z.B. einem Ölbild, entstehen kann, ist sie niemals eine Reproduktion dessen. Jede Originalgrafik, auch wenn sie u.U. vom Motiv, vom Thema, vom Sujet her einem bereits gemalten Bild ähnelt, wird durch die spezifischen Eigenschaften ihrer jeweiligen Drucktechnik dem Künstler eine neue Auseinandersetzung mit dem Inhalt abringen und damit ihr eigenständiges Dasein als Original bekräftigen. So ist z.B. die Wahl der Drucktechnik für ein bestimmtes Anliegen, einer der ersten Schritte schöpferischer  Arbeit – jeder andere Ansatz zielt auf die Produktion von Dekorationsobjekten.

Entgegen der u.a. auch bei Künstlern und Druckern vielfach anzutreffenden Vorstellung, die Druckgrafik sei ein Mittel zur Vervielfältigung eines Bildes zum Zwecke der besseren kommerziellen Verwertung, ist die Vervielfältigung nicht hauptsächlicher Sinn der Druckgrafik. Obwohl historisch gesehen die Druckgrafik dem Wunsch und der Suche nach bildnerischen Vervielfältigungsmöglichkeiten entsprang, ist deren Nutzung durch bildende Künstler vornehmlich der Herausforderung geschuldet, die jede Druckgrafik durch das Spannungsfeld zwischen Motiv, Künstler und der gewählten, spezifischen Technik bietet. So wie sich ein Maler in dem Spannungsfeld seines Themas, seiner weißen Leinwand sowie seiner schöpferischen Kraft bewegen muß. Ist diese durchlebte Spannung des Urhebers, einem Kunstwerk nicht anzumerken,wird es, völlig unabhängig von seiner begrifflichen Zuordnung, von minderer künstlerischer Qualität sein.

 

Reproduktion ist ein technisches Verfahren in mehreren Schritten um ein Original möglichst getreu seiner selbst widerzugeben. Dabei werden Charakteristika der Technik des Originals bestenfalls imitiert oder auch gänzlich vernachläßigt. Hauptaufgabe der Reproduktion ist die bildnerische Vervielfältigung eines Originals, wobei kein künstlerisches sondern nur noch ein kaufmännisches Spannungsfeld entsteht und zwar das des Verhältnisses zwischen den technischen und damit finanziellen Aufwendungen in Bezug zu der damit erzielten, rein optischen Qualität.

Eine Reproduktion von da Vincis Mona Lisa ist fast in jedem Lexikon abgedruckt. Reproduktionen z.B. von Helmut Newtons Fotografien finden sich in begleitenden Katalogen seiner Ausstellungen und Reproduktionen der Siebdrucke Andy Warhols kann jedermann mit wenig finanziellem Einsatz als Poster erwerben. Reproduktionen werden heutzutage hauptsächlich mit den Techniken des Offsetdruckes, des Tiefdruckes oder des Digitaldruckes erstellt, wobei letztere Technik in ihrer einfachsten Form jedem als Tischkopierer bzw. Computerdrucker bekannt ist.